Wednesday, January 28, 2015

Der Wechselkurs von Rind zu Huhn

Unter meinen Freunden und Bekannten auf Facebook macht seit ein paar Tagen ein Post die Runde, in dem es um eine Schweizer Statistik zu Fleischkonsum und Schlachtzahlen geht. Die Facebook-Seite Sentience Politics liefert zu den Zahlen ein kleines Rechenbeispiel:

Wie verändern sich die Schlachtzahlen, wenn 8 Millionen SchweizerInnen ihren jährlichen Fleischkonsum konstant halten, aber 1kg Rind durch 1kg Huhn ersetzen?

Ein Rind liefert ca. 200kg Fleisch, so dass 8 Millionen Kilogramm Rind etwa 40'000 Rindern entsprechen.

Ein Huhn liefert ca. 1.7kg Fleisch, so dass 8 Millionen Kilogramm Huhn rund 5 Millionen Hühnern entsprechen.

So weit, so gut: Der Rind-zu-Huhn-Wechselkurs ist 1:125. Unterhaltsames Gedankenspiel, aber das war's auch. Oder sollte es gewesen sein. Doch im nächsten Absatz wird auf eine etwas konfuse und vor Allem naive Weise versucht, diesen Wechselkurs zum ethischen Maßstab zu erheben:

In den vergangenen zehn Jahren ist der Fleischkonsum in der Schweiz stabil geblieben: ca. 53kg pro Kopf und Jahr.

Die jährlichen Schlachtzahlen haben aber um 15 Millionen Tiere zugenommen, auf über 60 Millionen. Warum? Es gab eine leichte (!) Verlagerung Richtung Hühnerfleisch, nur wenige Kilogramm: von 8.5kg vor zehn Jahren auf 11.5kg heute. Das Hühnerfleisch macht nur rund 20% des insgesamt konsumierten Fleisches aus, aber es bestimmt die Schlachtzahlen fast vollständig. - Wir müssen diese Verlagerung stoppen.

Oh nein, die Schlachtzahlen steigen, das muss gestoppt werden. Und das Werkzeug zum Stoppen dieses Trends ist, ganz klar, größere Tiere zu essen.

Bis zum Ende geführt wird die naive Gedankenkette freilich nicht. Das es der offensichtlich nächste Schritt wäre die Rinder durch noch größere Nutztiere zu ersetzen, stört den Autor nicht. Elefanten vielleicht, oder Wale? Der Vorschlag der UN, dem wachsenden Fleischkonsum der Welt durch Insektenzucht zu begegnen, wird hier wohl nicht auf viel Verständnis stoßen: Der Huhn-zu-Käfer-Wechselkurs ist viel zu ungünstig.